Unser Besuch im SOS-Kinderdorf Lilongwe

Durch Klick auf die Bilder gibts diese in groß!

SOS-Kinderdorf ist ein in Österreich gegründeter und inzwischen international tätiger Verein, der sich zum Ziel Gesetzt hat, Waisenkindern zu helfen.
Primär geben diese Kinderdörfer den Waisen ein Zuhause, in dem sie die besten Möglichkeiten zur Entwicklung haben sollen. Dazu leben sie in Familien zusammen, haben eine Mutter und – hier in Afrika meist bis zu zwölf – Geschwister. In einem Dorf leben meist zwölf solcher Familien zusammen und teilen sich einen „Vater“, der das Dorf auch als Oberhaupt leitet.
Inzwischen ist diese weltweit tätige Hilfsorganisation weit umfangreicher tätig, viele Einrichtungen um die zentrale Aufgabe des „Zuhause-gebens“ herum – beispielsweise Kliniken und Schulen - sind auch für die Menschen der Umgebung der SOS-Kinderdörfer zugänglich.
Wir kennen diese Organisation schon seit einigen Jahren und hatten auch schon Gelegenheit, solche Dörfer im südlichen Afrika zu besuchen.
Das SOS-Kinderdorf in Lilongwe ist uns jedoch besonders ans Herz gewachsen, weil wir dort seit zwei Jahren das Medical Centre finanziell unterstützen. Deshalb wollen wir natürlich auf unserer Reise auch hier „vorbeischauen“ und uns genauer informieren, wie die Arbeit hier abläuft und was mit unserem Geld passiert.

Als wir im Dorf ankommen, werden wir von Kathy Bowler, Leiterin des „Medical Centre“ empfangen. Sie ist Physiotherapeutin aus Kanada, arbeitet seit mehreren Jahren im südlichen Afrika und hat 1997 angefangen, hier ein Rehabilitationszentrum für Kinder aufzubauen. Mit großer Begeisterung führt sie uns durch den medizinischen Bereich des SOS-Dorfes und erklärt uns alles.
Der „Medical Centre“ ist in zwei Bereiche aufgeteilt:

Wir sind von ihrer Arbeit sehr beeindruckt: Im ersten Bereich arbeiten mehrere Therapeuten und Helfer ständig mit bis zu sechs Gruppen. Die Kinder kommen zweimal pro Woche für einen halben Tag hier her um – je nach Behinderung oder Beschwerden – an Sprachtherapie, Beschäftigungstherapie oder Physiotherapie teilzunehmen, oder behindertengerecht geschult zu werden. Zusätzlich finden Eltern-Kind-Workshops statt, um den Eltern beizubringen wie sie am besten mit ihren Kindern umgehen. Für viele der Kinder werden kleinere Prothesen oder Stützen sowie Gehhilfen hier gefertigt. Wir konnten einige der „Arbeits-“Gruppen besuchen, in denen die Kinder lernten zu sitzen, zu gehen, sich anzuziehen oder mit Schreibwerkzeug umzugehen. Die Kinder – meist von Geburt an behindert, manchmal aber auch z.B. durch eine Meningitis erst später aus ihrem „normalen“ Leben gerissen – zeigen oft erstaunliche Fortschritte während der Behandlung und Kathy kann einige ergreifende Geschichten erzählen.

Vor dem Medical Centre treffen wir auf ein paar –auch behinderte – Jugendliche und Kathy erklärt uns, dass diese an einem Ausbildungsprogramm teilnehmen, in dem ihnen ein handwerklicher Beruf – z.B. Metallarbeiten, Weben, Knüpfen, Gartenarbeit, Schneidern – beigebracht wird und sie ebenso das Verkaufen ihrer produzierten Waren lernen. Inzwischen lernen hier schon 35 Jugendliche auf „eigenen Beinen“ zu stehen, denen sonst nur das Betteln bliebe.
Während einem Rundgang durch die Klinik können wir einen Blick in das biologische und medizinische Labor werfen, ebenso in den neu in Betrieb genommenen Röntgenraum mit Ultraschall und EKG. Schwerpunkte der Klinik sind: Schwangerschaftsberatung, Kinderkrankheiten, Familienplanung, Geschlechtskrankheiten und Hautkrankheiten; darüber hinaus werden in Schulen Gesundheitsprogramme veranstaltet und über gute Ernährung (inklusive Anbau der nötigen Agrarprodukte) informiert. Inzwischen wurden in der Klinik, die seit 1995 besteht, schon über 33.000 Menschen behandelt und auch heute stehen schon wieder viele an, um von dem Doktor, seinem Assistenten oder einer der sieben Krankenschwestern untersucht zu werden. Neu sind hier auch kostenlose AIDS-Tests, zu denen man die meisten jedoch kräftig überreden muß.

Nach diesem informativen und etwas anstrengenden Besuch ziehen wir uns in eines der Gästehäuser zurück und freuen uns über unsere erste Nacht seit drei Monaten in einem richtigen Haus!

Am nächsten Vormittag empfängt uns Lyn, die Sozialpädagogin des SOS-Kinderdorfs, um uns durch das Kinderdorf zu führen. Wir besuchen drei Familien die uns Einblick in ihren Alltag gewähren. Zwölf Kinder wohnen jeweils mit „ihrer“ Mutter in einem Haus, zwölf gleiche Häuser gibt es im Dorf. Im Haus „Chikondi“ – Liebe auf Chichewa, der Landessprache – werden wir zum Mittagessen eingeladen und teilen uns mit den Kindern „Nshima“, den landesüblichen Maisbrei mit Fisch und Gemüse. Lecker!
Anschließend dürfen wir noch die zwei jüngsten Kinder im Dorf begutachten – auf die Kleinen sind alle besonders stolz.
Alle Kinder sind Waisenkinder – viele von ihnen wurden als Babys schon ausgesetzt, andere haben ihre Eltern früh z.B. durch Krankheiten verloren. Hier haben sie die Chance auf ein „normales“ Leben mit Zukunft – wahrscheinlich sogar auf ein besseres als die meisten ihrer Altersgenossen. Sie gehen im Dorf zur Schule – normalerweise etwa bis zum 18. Lebensjahr und verlassen dann ihre Familie. Sie bleiben dann aber noch weitere fünf Jahre im Dorf, in den Jugendhäusern, in denen sie - quasi noch unter Aufsicht – an die Selbständigkeit herangeführt werden. Mit 23 Jahren sollten sie dann einen Beruf ergriffen haben und ihren Lebensweg ohne weitere Unterstützung durch die Familie gehen können.

Nach einem kurzen Snack bei den (behinderten) Pommes-Verkäuferinnen am Medical Centre machen wir uns auf den Weg zur dritten großen Einrichtung: der Schule. Die Primary School bleibt uns leider versagt – hier schreibt gerade die Abschlussprüfungen und deswegen ist die Schule für alle anderen Tabu ... die restlichen Kinder freuen sich über eine Woche Ferien!
In der Secondary School finden wir vier Jahrgangsstufen mit jeweils zwei Klassen, in denen gerade Englisch, Französisch, Chichewa und Technisch Zeichnen unterrichtet wird. Die Lehrer sind jedes mal sehr stolz, ihre Klasse präsentieren zu dürfen, vor allem der Französischlehrer ermutigt seine Schüler zur Konversation mit Vanessa.

Wir hatten zwar keine Zweifel – aber nach diesen zwei Tagen waren wir wirklich überzeugt: SOS-Kinderdörfer sind Einrichtungen, die wirklich helfen! Sie geben Kindern, die sonst kaum Möglichkeiten zum Überleben hätten, die Chance, ein positives Leben zu führen. Damit geben sie auch dem Land die Chance auf eine bessere Zukunft. Da SOS-Kinderdörfer zu 100% aus Spenden finanziert werden, sind sie praktisch vom jeweiligen Staat unabhängig – aber abhängig von der Gunst der „Reichen“. Wir werden auch weiterhin das SOS-Kinderdorf in Lilongwe unterstützen, und nach unserer Rückkehr überlegen, ob wir diese Unterstützung nicht etwas ausweiten sollten.
Denn hier wissen wir, dass das Geld dort ankommt, wo es gebraucht wird!

Weitere Informationen gibt es im WWW unter http://www.sos-kinderdorf.de!